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- Eine Orgel findet ihren Meister - (in German)

Oberpfalznet.de, 19. Juni 2012 Von Peter Donhauser Schlichtweg grandios: Stephen Tharp aus New York in der Basilika Waldsassen Eigentlich glaubte man, das Klangpotenzial der 1989 vollendeten Orgel von zahlreichen Konzerten, CDs und DVDs zu kennen: Eine machtvolle und gut gebildete Königin, deren Charakter und Geheimnisse im Laufe von 23 Jahren geoffenbart schienen. Der amerikanische Organist Stephen Tharp korrigierte diese Einschätzung bei seinem schlichtweg grandiosen Konzert. Stimmiges Konzept Das von Georg Jann erbaute Instrument ist in seiner Klasse eines, wenn nicht das überzeugendste der Diözese Regensburg. "Altvater Jann" hat die 103 Register mit einem übergreifenden, stimmigen Konzept geplant. Da passen einfach die Mensuren, die Intonation, die Windversorgung, die stilistische Bandbreite. Selten hat dies ein Organist so par Excellence vorgeführt wie Tharp. Er kennt weltweit monumentale Orgeln, er weiß, wie man solche schier Waffenschein-pflichtige Klanggewalten bändigt und am straffen Zügel führt. Tharp musizierte klar, strukturiert, transparent bis zur letzten Nebenstimme. Behutsam und sensibel behandelte er jede Orgelpfeife, und lauschte geradezu deren Ansprache und Obertonbildung nach. Beim eingangs gespielten Grand Dialogue von Louis Marchand (1699) durften die Zungenbatterien bis hin zum Chamadewerk ihren majestätisch-strahlenden Glanz entfalten, barocke Artikulation und Jeu inégal selbstverständlich inbegriffen. César Francks Prière op. 20 entwickelte Tharp aus seiner souveränen, unerschütterlichen Ruhe heraus zu einer geradezu magisch-meditativen Wirkung. Hier schlug die große Stunde der differenzierten Grundstimmen: Der singenden Flöten, der rauchigen Streicher und der kernigen Prinzipale, mit denen er so überraschend arbeitete wie kaum einer vor ihm. Atmendes Instrument Da spielte keine "Orgelmaschine", hier musizierte ein lebendig atmendes Instrument mit 7720 Pfeifen. Guilmants "Prose sur le Stabat Mater" op. 65 erklang auf der Chororgel mit aparten Mischungen von Flöten, kurzbecherigen Zungen und Tremulant. Mulets Toccata "Tu es Petrus" von 1919 begann als Exempel für glasklare Virtuosität aus dem Nichts, führte den knurrigen Violon nebst 32" im Pedal vor und endete mit stringent aufgebauter Klangsteigerung. Höhepunkte waren das klanglich ziselisierte Adagio aus Anthony Newmans 2. Symphonie von 1992: Man konnte nur noch den Atem anhalten, lauschen und staunen! Ein Gleiches trifft auf die Variationen von George C. Baker zu, ein 2010 komponiertes Auftragswerk des Organisten. Wie schon beim gesamten Konzert faszinierte Stephen Tharp auch hier mit lebendiger Phrasengestaltung, Emotion und Rhetorik. Zwei verspielte Zugaben: Aus der Wassermusik von Händel, dann eine Bach-Fuge. Musikalische und technische Grenzen des Organisten waren nie erkennbar. Die Stimmung der Königin Jannine schien hingegen schon in besserer Pflege gewesen zu sein.

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